Mittwoch, 21. Oktober 2015

Bauchlandung

Freude. Damit hat alles angefangen. Die Freude darüber, ein Haus gefunden zu haben. Ein Haus, wie wir es uns gewünscht hatten. Ein schönes altes Gebäude und nach der Sanierung dann mit einem modernen Anbau. An unserem Wunschstandort. Endlich wieder zu Fuss einkaufen, in den Ort laufen, zur Schule gehen. Ja, am Anfang stand die Freude.

Und dann ging es langsam zurück zum Ernst des Lebens. Ran ans Geld. Termin bei der Bank. Ganz knapp haut unsere Finanzierung hin. Glück gehabt! Viele Gespräche und Treffen mit unserm Architekten folgen. Wir sind uns sicher: DAS WIRD EIN WUNDERSCHÖNES ZUHAUSE FÜR UNS! Auch wenn man sich nicht alle Wünsche erfüllen kann. Auch wenn man hier sparen und da die günstigere Variante wählen muss. Auch wenn einiges an Eigeninitiative ansteht. Was tut man nicht alles für die Erfüllung seines Traums.

Klar haben wir von allen Seiten Horrorstories gehört. Hat schon mal jemand ohne größere oder kleinere Probleme gebaut oder saniert? Immer hört man: "Bei der Schwägerin meiner Schwester ist während der Bauphase dies passiert..." oder "Als wir saniert haben, da hatten wir diese oder jene Schwierigkeit...". Aber mit der Freude im Rücken hofft man. Ist blauäugig. Fühlt sich gut vorbereitet. Wappnet sich innerlich und ist sicher alle Rückschläge einzustecken. Wir sind  bestimmt die, denen bis auf kleinste Kleinigkeiten nix passiert. Daumen drücken!

Tja, und dann geht's los... Die Kleinigkeiten sind schnell verbraucht. Auf einmal klopfen die großen Probleme an die Tür. Manchmal auch in Form von Nachbarn. Die sich beschweren. Die sich nicht richtig in den Bauvorgang eingebunden fühlen. Denen man - unwissentlich - eine halbe Wand klaut. Das finden die natürlich gar nicht gut. Erste Schlichtungen. Entschuldigungen. Wiedergutmachungsversprechen von Seiten unserer Baufirma. Und wir mittendrin. Mit beschämt gesenktem Kopf. Weil wir ja eigentlich nix dafür können. Dafür hat man ja seine Leute. Die man gut bezahlt. Aber hätte man nicht doch was wissen können? Hat man sich selber die Pläne nicht gut genug angeguckt? Hätte, hätte.... blöd gelaufen.



Thema 1 dann endlich durch. Aufatmen. Weiter geht's! Bauantrag liegt beim Bauamt... und liegt... und liegt... Immer wieder ist was auszusetzen. Dies fehlt, jenes muss nachgereicht werden. Dinge, die der Nachbar genehmigt bekommen hat, sind bei uns auf gar keine Fall drin. 

Wir fühlen uns hingehalten. An der Nase herumgeführt. Das schlimmste aber ist, wir fühlen uns machtlos! Keine Handhabe. Immer schön nett sein. Wir versuchen es. Es folgen 1000 Telefonate. Mit dem Bauamt. Dem Architekten. Es geht hin und her. Und plötzlich liegt Thema 2 auf dem Tisch. Ein Keil von 1,77 qm unseres alten Hauses, an dem wir nichts verändern wollen, ist zu nah an der Grundstücksgrenze. Unterschrift des Nachbarn (diesmal von dem auf der anderen Seite) ist notwendig. Der ist natürlich selbst Anwalt. Will nix einfach so unterschreiben. Riesenproblem. Eine Kleinigkeit stoppt alles. Jeder schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu. Und wir wieder mittendrin. Machtlos. Und langsam auch verzweifelt. Aber immer noch mit Hoffnung. Wir lassen uns nicht unterkriegen.

Die Wochen vergehen. Das Ganze wird langsam teuer. Und der Herbst kommt. Und dann bald der Winter. Aber wir müssen doch noch den Estrich für den neuen Anbau gießen. Dann noch Wände mauern. Geht das überhaupt im Winter? Wird das überhaupt noch was in diesem Jahr? Und wenn nicht, wie geht's dann weiter? Finanziell? Mit dem Bau?

Und was macht die Sachbearbeiterin? Macht sich ohne Ankündigung aus dem Staub. Geht für zwei Wochen in den Urlaub. Ich kapier es nicht. Bin fertig. In Tränen aufgelöst. Mit den Nerven am Ende. Die lässt uns einfach am langen Arm verhungern. Und keiner der Kollegen ist zuständig. Alle selber total überlastet. Klar, und dann ist ja die Zeit genau richtig um erst mal Urlaub zu machen.

Puh, das musste jetzt mal raus. Hat es überhaupt jemand bis zum Ende geschafft? Dem, der tatsächlich bis hierhin gekommen ist, möchte ich DANKE sagen. Für Zuhören sozusagen. Ich bin eigentlich ein fröhlicher Mensch. Und es wird auch wieder bessere Zeiten geben... irgendwann... wenn die Hilflosigkeit vorbei ist... Hoffentlich ganz bald!

Eure verzweifelte 

Katrin